Ein Festival der Verständigung
Die Balkantage sind seit 14 Jahren ein fester Bestandteil in der Kulturszene Münchens. Das Motto zum 15. Jubiläum des Festivals, das nächstes Jahr vom 26.2. bis 5.4.2021 in München stattfindet, lautet „Balkanconnection 2.0: Die junge Generation und die Zukunft der Region“.
Im Mittelpunkt steht diesmal die junge Generation des Balkans, sowohl in den einzelnen Ursprungsländern als auch in der Diaspora. Sie erhält hier die Möglichkeit, eine Vision für Kunst, Kultur und Gesellschaft in der Region zu entwickeln. Besonders während und nach der Corona-Pandemie ist es wichtig, hierfür neue Wege der Zusammenarbeit und Kommunikation zu suchen.
Das Festival mit seinen vielfältigen kulturellen Veranstaltungen mit über 5000 Besuchern bietet immer auch eine Plattform zum Diskurs über die Zukunft von Kunst, Kultur und Leben in der Region und fördert den Dialog zwischen den Kulturen sowie Lebensweisen aller Länder auf der Balkanhalbinsel.
Das ist auch bitter nötig. Vor nicht allzu langer Zeit, in den 90er-Jahren, führten die einzelnen Volksgruppen des ehemaligen Jugoslawiens gegeneinander einen brutalen Krieg, der schließlich zum Zerfall des Balkanstaats führte. Die Teilung des Landes in verschiedene Nationalstaaten drückt sich dabei nicht nur durch die Staatsgrenzen der jeweiligen Länder aus, sondern bis heute auch in der extremen Abgrenzung verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen voneinander.
Auf den Balkantagen kommen alle Volksgruppen friedlich zusammen, erkennen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede und tanzen zu traditioneller Musik während des Balkanbasars Hand in Hand. Dies zu organisieren und Wirklichkeit werden zu lassen, war besonders ganz am Anfang nicht leicht und eigentlich ein großes Risiko, denn die Wunden des grausamen Kriegs waren und sind noch immer tief und schmerzhaft.
Konzept und Idee für die Balkantage kamen von Sadija Klepo, der Vereinsgründerin von „Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.“ und Dr. Dieter Hüttner. Sadija Klepo hat den Krieg miterlebt und ist mit drei Kindern aus Bosnien geflüchtet. Dennoch hat sie die Vision eines friedlichen Miteinanders nie aufgegeben und hielt allen Widerständen und Zweifeln zum Trotz daran fest.
Der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch“ entstand 1992 aus einer Hilfs- und Spendeninitiative für bosnische Kriegsflüchtlinge, hat sich ständig weiterentwickelt und setzt sich bis heute dafür ein, unsere Gesellschaft menschlicher und offener zu gestalten. Migranten*innen und Flüchtlinge werden dabei unterstützt, auf eigenen Beinen zu stehen, um sich in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können. Mittlerweile arbeiten mehr als 200 Mitarbeiter*innen aus über 30 Nationen für dieses gemeinsame Ziel. Mit ihrem selbstlosen humanitären Engagement für die ganze Gesellschaft hat Sadija Klepo in Deutschland neue Maßstäbe in der Integrations- und Migrationsarbeit gesetzt. Dafür erhielt sie am 3. November 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande die höchste Ehrung der Bundesrepublik Deutschland.