Symposium
Sind uns die Hände gebunden?
Die politische Teilhabe der Menschen in der Balkan-Diaspora.
Ob sie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen oder nicht, ob sie Steuern zahlen oder nicht – für Menschen aus der Balkan-Diaspora sind die Möglichkeiten politischer Teilhabe begrenzt. Im Rahmen der Münchner Balkantage 2023 wollen wir auf dieses demokratische Defizit aufmerksam machen und die Frage stellen: Was können – und sämtliche anderen Migrant*innen und Geflüchtete in Deutschland – tun, um mehr politische Teilhabe zu erlangen?
Dazu haben wir ein Symposium mit Expert*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zusammengestellt, das dieses Thema am Samstag, den 24. Juni 2023, in drei Workshops bzw. Podiumsdiskussionen aus allen Winkeln beleuchtet.
Das Publikum des Symposiums wird aktiv in die Veranstaltung mit einbezogen. Kommen Sie vorbei und diskutieren Sie zusammen mit Wegbereiter*innen und Entscheidungsträger*innen über die Zukunft der politischen Teilhabe!
Nach Abschluß des Symposiums wurden die Ergebnisse der Diskussionen und die Eindrücke der Teilnehmer*innen in kurzen Videos zusammengefasst. Zusammen mit Fotos von der Veranstaltung können diese hier angesehen werden:
Programm
12:00–13:00 Uhr: Mittagessen
13:00–13:30 Uhr: Anmeldungen
13:30–15:00 Uhr: Workshop 1
Das politische Engagement der Balkan-Diaspora in Deutschland – Zwischen Segregation und Integration
Los geht es mit einem Workshop, der die Möglichkeiten und Realitäten der politischen Teilhabe von Migrant*innen und Geflüchteten in Deutschland (und der EU) auslotet. Dabei werden die Unzulänglichkeiten des sogenannten “Ausländerwahlrechts” besprochen — aber auch die politischen Wünsche und Ambitionen von Migrant*innen und Geflüchteten und die Möglichkeiten, sich außerhalb institutioneller Politik politisch zu engagieren.
Teilnehmende
Zlatka Atanasova-Hüttinger studierte im Magisterstudium Bulgarische Philologie und Ethnologie in Bulgarien, anschließend absolvierte sie 2012 ein Masterstudium Germanistik/Europäische Ethnologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Nach dem Hochschulabschluss war sie Mitarbeiterin der Professur für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft, später auch am Zentrum Flucht und Migration der KU Eichstätt-Ingolstadt. Ebenso ist Frau Hüttinger in der Erwachsenenbildung, Bereich Integration tätig. Seit 2022 koordiniert sie Migrationsprojekte für IN VIA Bayern in Ingolstadt.
Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts forscht sie zum Thema Migration aus Südosteuropa in Deutschland. Dabei beschäftigt sie sich mit der sog. Personenfreizügigkeit im Rahmen der EU-Binnenmigration und mit den Formen der Selbstorganisation des migrantischen Lebens in der Fremde.
Sadija Klepo kam 1992 aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland und startete noch im gleichen Jahr Hilfsaktionen für die Menschen im Kriegsgebiet des ehemailgen Jugoslawiens. Daraus entstand der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch“, der bis heute in zahlreichen Projekten und Sprachkursen Hilfe zur Selbsthilfe für Geflüchtete und Migrant*innen leistet. 2007 initiierte Frau Klepo die Balkantage, die seitdem alljährlich stattfinden und fester Bestandteil der Kulturszene Münchens geworden sind. Für ihre Aktivitäten und ihr unermüdliches Engagement wurde Frau Klepo mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der Europa-Medaille des Freistaats Bayern. 2015 erhielt Frau Klepo das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Dr. hc. Bernd Posselt ist ein Politiker der CSU und ehrenamtlicher Funktionsträger bei der Paneuropa-Union sowie bei den Sudetendeutschen. Er war von 1994 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlamentes für Bayern, ist seit 1998 Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und seit 2008 Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. Er war von 2000 bis 2008 und ist wieder seit 2014 außerdem Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. (Wikipedia)
Dr. Aleksandra Salamurović studierte Germanistik an der Universität Novi Sad und Südosteuropastudien an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. 2010 promovierte sie an der FSU Jena zum Thema der medialen Darstellung Deutschland in serbischer Presse zwischen 1990 und 2006. Von 2003 und 2006 war sie Projektmanagerin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (ehemals GTZ) in Belgrad. Von 2011 bis 2018 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Slawistik und Kaukasusstudien in Jena und von 2018 bis 2021 war sie Projektleiterin im Projekt „Die öffentliche Kommunikation auf dem Westbalkan nach 2000 zwischen Nationalisierung und Europäisierung. Eine diskurslinguistische Untersuchung. (DiskursWestBalkan)“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Seit Juli 2022 ist sie Projektkoordinatorin im von der Volkswagen Stiftung geförderten Projekt „A small but fertile field: Strengthening Southeast European Studies in Regensburg (seeFField)“.
Moderation: Julian Mühlfellner
15:30–17:00 Uhr: Workshop 2
Die Balkan-Diaspora – Staatsbürger ohne Bürgerrechte?
In vielen Balkanländern wurde oft vom politischen (und wirtschaftlichen) Potential der Diaspora gesprochen, dass sie durch Erfahrungen mit deutschen politischen Strukturen und Institutionen erlangt. Allerdings hat sich dieses Potential noch nicht merklich auf den politischen Status quo in den Herkunftsländern ausgewirkt. Die politische Beteiligung der Diaspora in Herkunftsländern ist gering geblieben und das wird selten als ein ernstes Problem behandelt. Für die meisten Regierungen bleibt die Diaspora eine Quelle der Geldzuwendungen, die deutlich willkommener sind, als die politische Partizipation der MitbürgerInnen aus Ausland. Wie können wir das ändern? Welche Institutionen wären notwendig? Wird eine politisch engagierte Diaspora spontan heranwachsen und aus welchen Strukturen? Ist die Diaspora bereit, an Förderungsprogrammen teilzunehmen? Welche Rolle können die Rückkehrer aus der Diaspora in ihren Heimatländern spielen?
Teilnehmende
Azra Berbić, geboren im zentralbosnischen Kakanj, ist eine Menschenrechtsaktivistin, Umweltschützerin, Friedensaktivistin, Juristin und Journalistin aus Bosnien und Herzegowina. Sie ist aktiv in den Organisationen „Stiftung Atelier für sozialen Wandel – ACT“ und „Jugendzentrum KVART Prijedor“. Seit über zehn Jahren, ist sie in Zivilgesellschaftssektor in Bosnien und Herzegowina und der gesamten Westbalkanregion tätig. Derzeit nimmt sie am regionalen Erasmus-Programm für Umweltkommunikation teil.
Bojana Lalatović ist Programmbeauftragte im Regionalen Jugendkooperationsbüro (RYCO) in Montenegro und ist gleichzeitig die Junge Europäische Botschafterin des Westbalkans im Rahmen des offiziellen EU-Regionalprogramms zur Kommunikation. Sie hat einen Masterabschluss in Recht mit Schwerpunkt Europäische Integration und promoviert derzeit im Fachbereich Internationales Öffentliches Recht an der Universität Belgrad. Sie arbeitete im Ministerium für innere Angelegenheiten von Montenegro im operativen Kommunikationszentrum und für zivilgesellschaftliche Organisationen, mit dem Schwerpunkt EU-Integration des Westbalkan. Sie wurde mit mehreren renommierten Stipendien ausgezeichnet und ist Alumna vieler international renommierter Sommerschulen, darunter das Europäische Forum Alpbach. Bojana nahm auch am ERASMUS+ Mobilitätsprogramm an der Universität Roma Tre in Italien teil.
Sie spricht fließend Montenegrinisch/Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Englisch, Russisch und Italienisch.
Predrag Praštalo ist der Präsident der Europäischen Bewegung in Bosnien und Herzegowina und wurde 1966 in Zavidovići (Jugoslawien, Bosnien und Herzegowina) geboren. Er arbeitete zwei Jahre lang als Reporter bei der renommierten jugoslawischen Zeitung „Oslobodjenje“ und veröffentlichte fast 500 Texte unter seinem Namen. Zudem gestaltete Herr Praštalo eine wöchentliche Kolumne in den bekannten bosnischen Zeitungen „Avaz“, in der er mit Botschaftern, Wirtschaftsexperten, Akademikern usw. zusammenarbeitete. Er hat Interesse an einer Vielzahl von Themen, darunter Börse, Politik, EU-Integration, Diplomatie und Analytik.
Nach seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er 12 Jahre lang lebte, gründete er im Jahr 2004 das „European Culture Center“ und rief ein Jahr später die „Europäische Bewegung in Bosnien und Herzegowina“ ins Leben. Beruflich war er auch in der Tourismusbranche tätig. Trotz der Tatsache, dass er keine Gelegenheit hatte, sein Studium abzuschließen, widmete sich Herr Praštalo seiner persönlichen Entwicklung, die zur Hauptquelle seiner Erudition geworden ist.
Aleksandar Tošić ist Mitglied des Exekutiv- und Hauptausschusses der Volkspartei (Narodna stranka) und ist zuständig für Sport und jugendpolitische Themen. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit den praktischen Politiken die Rückkehr der Diaspora fördern sollen. Er verfügt mit einer umfangreichen Erfahrung als ehemaliges Mitglied des Kabinetts der Ministerin für Jugend und Sport, Mitarbeiter bei der Erstellung der nationalen Jugendstrategie und ehemaliger Berater im Jugendtalentfonds Serbiens. Er arbeitete auch als Berater im Kabinett des stellvertretenden Premierministers für Wirtschaft und regionale Entwicklung, wo er an der Leitung, Koordination und Organisation außenpolitischer Aktivitäten des stellvertretenden Premierministers beteiligt war. Am Flughafen „Nikola Tesla“ in Belgrad war er Teil des Direktorenteams und arbeitete an der Vorbereitung der Schulungen für Mitarbeiter im Bereich der Personalentwicklung. Er gehört zu den Gründern der Volksbewegung Serbiens (Narodni pokret Srbije) und der Volkspartei. Im Verein „Zukunft Serbiens“ beschäftigte er sich mit politischer Analyse. Aleksandar Tošić war auch im Journalismus und im politischen Marketing tätig. Er ist ein lizenzierter Trainer und Sportler.
Moderation: Dr. des. Dragan Šljivić
17:30–19:00 Uhr: Abschlusspodiumsdiskussion
Die politische Teilhabe der Balkan-Diaspora: Zwischen Idealen und Realitäten.
Die Ergebnisse der Workshops werden zusammengefasst und den Teilnehmer*innen der abschließenden Podiumsdiskussion vorgestellt. Die Podiumsteilnehmer*innen und das Publikum bekommen die Gelegenheit, die Ergebnisse zu beurteilen und eigene Verbesserungsvorschläge vorzubringen.
Teilnehmende
Aida Hadžić hat einen Abschluss in Internationalen Beziehungen von der Sarajevo School of Science and Technology und einen Master in Public Policy von der Universität Oxford als Chevening-Stipendiatin. Sie arbeitete für die „Oxford-LSE Commission on State Fragility, Growth and Development“ und die „Said Business School“ an derselben Universität. Aida arbeitete auch an zahlreichen Projekten, die einen Schwerpunkt an Völkermord, Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und wirtschaftlicher Stärkung vulnerabler Gruppen haten. Hinter ihr liegen mehrere Jahre großer Projekte, unten anderen, das Sarajevo Business Forum. Sie hat auch mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Politik gesammelt, insbesondere in Bereich der internationalen Zusammenarbeit der politischen Parteien. Als ein aus Bosnien und Herzegowina geflüchtetes Kind, lebte sie in Deutschland sechs Jahre lang, wo sie auch die deutsche Sprache lernte. Als Mitglied der BH Futures Foundation, arbeitet sie daran, die Talenten aus Bosnien und Herzegowina zu vernetzen und den jungen Leuten aus ihrer Heimat durch Mentoring und verschiedene STEM-Programme zu fördern. Inzwischen ist sie auch Daten- und Operationsanalystin bei der Alfa Energy Group geworden, wo sie als Beraterin für Fortune-500-Unternehmen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Schweden tätig ist.
Edin Koljenović ist Leiter des Regionalbüros für Zusammenarbeit der Jugend (RYCO) in Podgorica. Er studierte Internationale Beziehungen und Diplomatie an der Fakultät für Politikwissenschaft. Als Student war er Mitglied des Verwaltungsrates der Studentenorganisation MAPSS und wurde auch Stipendien der Konrad-Adenauer-Stiftung und der German Marshall Fund im Rahmen des Youth Trans-Atlantic Leaders Programms ausgezeichnet. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete Herr Koljenović als Programmkoordinator bei der NGO Civic Alliance und als externer Mitarbeiter im Regionalen Netzwerk der Jugendinitiative für Menschenrechte. In der staatlichen Agentur für elektronische Medien, hat er die Zivilgesellschaft vertretet. Er beteiligte sich auch im operativen Gremium für die Umsetzung der Kommunikationsstrategie zur Europäischen Integration der montenegrinischen Regierung. Er koordinierte auch das Programm „Schools of Political Studies“ des Europarats für Montenegro. Edin war auch Mitglied der Arbeitsgruppe zur Gründung des Regional Youth Cooperation Office (RYCO).
Lukas Mandl (*1979) ist ein österreichischer Abgeordneter, der seit November 2017 Mitglied des Europäischen Parlaments ist und 2019 wiedergewählt wurde. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses für Sicherheit und Verteidigung (SEDE) und Mitglied in den Ausschüssen für auswärtige Angelegenheiten (AFET) und bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) sowie Ersatzmitglied des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL). Zu den von Mandl als Chefverhandler betreuten Materien gehören der EU-Schweiz Bericht, der Rechtsstaatlichkeitsbericht der Europäischen Kommission und die Arbeit gegen organisierte Kriminalität am Westbalkan. Mandl setzt sich im Innenausschuss besonders für eine sach- und menschengerechte EU-Asylpolitik ein. Mandl unterstützt besonders die transatlantischen Beziehungen sowie die EU- Kooperation mit Israel und Südkorea sowie die europäische Integration der sechs Westbalkan-Staaten. Als Vorsitzender der Koreadelegation (DKOR) zeichnet Mandl auch verantwortlich für die Beziehungen des Parlaments zu Nordkorea. Mandl war oder ist auf jeder politischen Ebene aktiv und weiß daher um die Bedeutung der Subsidiarität. Vor seiner Wahl ins Europaparlament war er Mitglied des Landtags von Niederösterreich, wo er unter anderem den Vorsitz des Europa-Ausschusses innehatte. Darüber hinaus war Mandl Vizebürgermeister seiner Heimatstadt Gerasdorf. Mandl hat einen Abschluss (Mag. phil.) in Kommunikationswissenschaften der Universität Wien und war externer Lektor an der Wirtschaftsuniversität Wien. 2023 hat ihm die Universität Gjilan ein Ehrendoktorat verliehen. Lukas Mandl hat drei Kinder.
Lendita Musliju wurde in Südserbien im Preševo/Preshevë-Tal geboren und stammt aus einer Familie der albanischen Minderheit. Ihre Kindheit verbrachte sie in München-Pasing, wo sie aufwuchs. Beruflich ist sie eine Diplom-Betriebswirtin und arbeitet als Leiterin im Finanzwesen und Controlling. Lendita Musliju hat sich in verschiedenen Bereichen engagiert, die ihr am Herzen liegen. Ihr Fokus liegt dabei auf Finanz- und Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik und Klimapolitik. Sie setzt sich für die Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft ein und möchte Chancengleichheit für alle schaffen, ohne Barrieren, Hürden oder Vorurteile. Ein besonderes Anliegen ist es ihr, Bildung und Sprachkompetenzen zu fördern. Sie möchte die Bürokratie vereinfachen und sich für Kultur und Herkunft stark machen. Besonders besorgt ist sie über die Wohnungssituation in München und setzt sich dafür ein, dass bezahlbarer Wohnraum für alle Menschen zugänglich ist. Ein weiteres Anliegen ist es, Menschen im Niedriglohnsektor zu unterstützen und sich für Rentnerinnen und Rentner mit geringer Rente einzusetzen. Sie möchte sicherstellen, dass diese Menschen eine angemessene Unterstützung erhalten und ein würdevolles Leben führen können.
Sie ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und Listenkandidatin für den bayerischen Landtag, Sprecherin beim Arbeitskreis Migration und Flucht der Grünen München, Sprecherin beim Arbeitskreis Antifaschismus der Grünen München, Schatzmeisterin bei der LAG Integration, Migration und Flucht der Grünen Bayern und Initiatorin von „Grün goes Balkan“ Unterarbeitsgruppe des Arbeitskreises Grünen München.
Moderation: Maja Gebhardt
19:00 Uhr: Empfang mit Balkanspezialitäten
Beim Empfang bekommt das Publikum die Gelegenheit, bei köstlich-traditionellen Balkanspezialitäten mit den Podiumsteilnehmer*innen Meinungen auszutauschen.
Wir freuen uns auf ein informatives und interaktives Symposium!
24. Juni 2023 / Sudetendeutsches Haus