Symposium:
Nachhaltige Entwicklung auf dem Balkan –
Bestandsaufnahme und Perspektiven

13. April 2025 | 14:00–18:00 Uhr
Hansa-Haus / Brienner Str. 39 / 80333 München

Das Ziel des Symposiums der Balkantage 2025 ist es, die nachhaltige Entwicklung auf dem Balkan in den Bereichen Umweltschutz, Wirtschaft (inklusive Tourismus), politischer Institutionen und Gesellschaft zu beleuchten. Ein wichtiger Bestandteil der Diskussionen widmet sich dem Verhältnis zwischen deutschsprachigem Raum und der nachhaltigen Entwicklung im Raum Südosteuropa.

Der Balkan ist eine Region von bemerkenswerter Vielfalt und Geschichte, geprägt von kontrastreichen Landschaften, kulturellem Reichtum und einer wechselvollen politischen Vergangenheit. Er stellt auch die günstigste Transportverbindung und den günstigsten Kontaktpunkt zwischen Europa und Westasien dar. Während große Teile Europas im Zuge der Industrialisierung und Urbanisierung tiefgreifende Veränderungen durchliefen, blieb der Balkan in vielerlei Hinsicht unberührt und bewahrte dadurch einzigartige Natur- und Kulturschätze.

Heute steht die Region am Scheideweg: Einerseits bietet sich die Chance, durch nachhaltige Entwicklungen in Bereichen wie Transport, Tourismus, Energie und Naturschutz die Lebensqualität zu verbessern, andererseits stellt sich die Frage, wie dieser Fortschritt mit dem Erhalt der natürlichen und kulturellen Ressourcen in Einklang gebracht werden kann. Diese Veranstaltung widmet sich der Suche nach einer Balance zwischen wirtschaftlicher Modernisierung auf der einen und dem Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes der Region auf der anderen Seite. Es wird untersucht, wie eine nachhaltige Zukunft und durch welche Institutionen sie für den Balkan gestaltet werden kann, um sowohl einmalige Naturschätze zu bewahren als auch sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen.

Ablauf:

  • 13:30 Uhr: Registrierung der Teilnehmenden
  • 14:00 Uhr: Grußwort und Eröffnung

Eine verspätete Industrialisierung Balkans hat dazu beigetragen, dass viele Landschaften und Biodiversität, im Vergleich zum restlichen Europa, erhalten wurden. Auf sozio-ökonomischer Ebene, hatte eine mangelnde Entwicklung zu massenhafter Auswanderung, am meistens in den deutschsprachigen Raum, enorm beigetragen. Die Entwicklungsperspektiven sehen aber gut aus. Es scheint, dass in manchen Ländern (z.B. Albanien), Tourismus immer noch nicht zum vollen Maaßen als eine Annahmequelle genutzt wird. Letztens wird viel von ungenütztem Potenzial dieser Region in Bereich Energie und Mineralrohstoffeförderung gesprochen. Kann man beides haben – sowohl einen beispielhaften Naturschutz und weitere Modernisierung der Lebensverhältnisse? Sind die Institutionen und politische Verhältnisse auf dem Balkan nachhaltig? Kann eine Region, die mit zahlreichen europäischen Kulturrouten verfügt, auch von dem Massentourismus der schlechten Qualität verschont werden? Kann die bereits fortlaufende neue Industrierevolution eine nachhaltige Lebensqualitätserhöhung mit sich bringen? Was steht dieser Zukunft entgegen? Welche Visionen, laufenden Projekte und Praktiken in der Region behindern die Nachhaltigkeit?

English

A delayed industrialization of the Balkans has contributed to the preservation of many landscapes and biodiversity, especially in comparison to the rest of Europe. On a socio-economic level, the lack of development has significantly fuelled mass emigration, primarily to German-speaking countries. However, the development prospects look promising. It appears that in some countries (e.g., Albania), tourism is still not being fully utilized as a source of income. Recently, there has been much discussion about the untapped potential of the region in the fields of energy and mineral resource extraction.

Is it possible to have both exemplary nature conservation and further modernization of living conditions? Are the institutions and political structures in the Balkans truly sustainable? Can a region that boasts numerous European cultural routes be spared from the negative effects of mass tourism? Can the ongoing new industrial revolution lead to a sustainable improvement in quality of life? And what are the obstacles standing in the way of this future? What visions and ongoing projects and practices in the region are hindering sustainability?

Teilnehmende:

  • Mladen Đurić, Bürgermeister, Medijana, Niš, Serbien
  • Dr. Mina Stefanović, Refugio München und Krisendienst Psychiatrie
  • Miloš Đurović, Doktorand, Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Universität Regensburg

Moderation: Dr. Dragan Šljivić
Sprache: Englisch / Language: English

Biografien:

Mladen Đurić

Der Bürgermeister der Gemeinde Medijana Mladen Đurić wurde 1983 in Niš geboren. Er absolvierte die Hochschule für Management und Business. Seit 2008 ist er bei dem öffentlichen Versorgungsunternehmen „Mediana“ in Niš beschäftigt. Im Laufe seiner Karriere wurde er als Abgeordneter in die Stadtversammlung von Niš gewählt – in der Amtszeit von 2010 bis 2012 – sowie als Abgeordneter der Stadtteilversammlung der Gemeinde Medijana im Zeitraum von 2012 bis 2020. In den vergangenen Jahren wurde er als Mitglied mehrerer Ausschüsse, Räte und Kommissionen der Stadtversammlung von Niš und der Stadtteilversammlung der Gemeinde Medijana ernannt.

English

The Mayor of the Municipality of Medijana, Mladen Đurić, was born in 1983 in Niš. He graduated from the College of Management and Business. Since 2008, he has been employed at the public utility company „Mediana“ in Niš. Over the course of his career, he was elected as a member of the City Assembly of Niš (2010 to 2012), as well as a member of the Municipal Assembly of Medijana from 2012 to 2020. In recent years, he has been appointed as a member of several committees, councils, and commissions of both the City Assembly of Niš and the Municipal Assembly of the Medijana district.

Dr. Mina Stefanović

Dr. Mina Stefanović ist eine Psychologin und angehende psychologische Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. Sie promovierte an der LMU München (Summa cum laude) und hat umfassende klinische Erfahrung in der Traumaambulanz, Suchttherapie und Krisenintervention. Derzeit arbeitet sie als Psychologin bei Refugio München und dem Krisendienst Psychiatrie Bayern.
Zusätzlich war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU tätig und hat mehrere Forschungspublikationen im Bereich Trauma, PTSD und repetitive negative Gedanken veröffentlicht. Sie wurde mit dem DAAD-Preis und einem BAYHOST-Stipendium ausgezeichnet.

English

Dr. Mina Stefanović is a psychologist and a prospective psychological psychotherapist specializing in cognitive behavioral therapy (CBT). She earned her Ph.D. at LMU Munich (summa cum laude) and has extensive clinical experience in trauma therapy, addiction treatment, and crisis intervention. She currently works as a psychologist at Refugio Munich and the Psychiatric Crisis Service Bavaria.
Additionally, she has worked as a research associate at LMU and has published multiple research papers in the fields of trauma, PTSD, and repetitive negative thinking. She has been awarded the DAAD Prize and a BAYHOST Scholarship.

Miloš Đurović

Miloš Đurović ist Sozialanthropologe und Doktorand an der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der Universität Regensburg. In seinem Promotionsprojekt erforscht er lokale Erfahrungen mit Luftverschmutzung in einer montenegrinischen Kohlestadt im Norden des Landes – und übersetzt diese in textliche und visuelle Formate. Zuvor arbeitete er in Montenegro als Universitätsdozent im Bereich Anthropologie sowie als interdisziplinärer Sozialpolitikforscher. In diesem Rahmen war er an Projekten beteiligt, die von nationalen Institutionen sowie internationalen Organisationen wie UN-Agenturen, COST und der Europäischen Kommission geleitet wurden. Unmittelbar vor Beginn seiner Promotion in Deutschland war er in Frankreich als Forscher in den Bereichen politische Ökologie und ökologische Anthropologie tätig.

English

Miloš Đurović is a social anthropologist and doctoral candidate at the Graduate School for East and Southeast European Studies, University of Regensburg. His doctoral project explores local experiences of air pollution in a coal-mining city in northern Montenegro—translating them into textual and visual form. Previously, he worked in Montenegro as a university teaching associate in anthropology and as an interdisciplinary social policy researcher, contributing to projects led by national bodies and international organizations such as UN agencies, COST, and the European Commission. Shortly before starting his doctoral studies in Germany, he worked in France as a researcher in political ecology and ecological anthropology.

15:45–16:00 Uhr: Pause

Nachdem über die Herausforderungen der Entwicklung im Balkanraum gesprochen wurde, ist es nun an der Zeit, über die möglichen Lösungen zu sprechen. Die nachhaltige Entwicklung ist, per Definition, ein komplexes Gebilde aus wirtschaftlichem Wachstum, Armutsbekämpfung, Naturschutz, Stärkung der Biodiversität und einer gelingenden sozialen Inklusion. Von positiven Entwicklungen auf dem Balkan kann auch Deutschland selbstverständlich profitieren. Der Balkan kann nicht nur zu einem günstigen Urlaubsziel werden, sondern auch zur Stabilität in Europa beitragen. Welche erfolgreichen Transformationsprojekte und Best-Practice-Beispiele können den Weg in eine nachhaltige Zukunft weisen? Wie kann eine nachhaltige Entwicklung nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch das soziale Gefüge stärken und einen dauerhaften wirtschaftlichen Fortschritt ermöglichen? Welche Rolle kann und soll Deutschland dabei spielen?

English

After discussing the challenges of development in the Balkans, the time has come to talk about possible solutions. Sustainable development, by definition, is a combination of economic growth, poverty reduction, environmental protection, biodiversity enhancement, and social inclusion. Germany, too, can benefit from a range of positive developments in the region. The Balkans can become not only an affordable travel destination but also play a crucial role in ensuring Europe’s stability. Which successful transformation projects and best-practice examples can serve as guidance toward a sustainable future? How can sustainable development not only protect the environment but also strengthen social structures and enable economic progress? And what role can and should Germany play in this process?

Diskussion mit dem Publikum und Abschluss.

Teilnehmende:

  • Lendita Musliji, Bündnis 90/Die Grünen, München
  • Prof. Dr. Vasileios Syros, Senior Research Fellow, the Institute for European Global Studies, Universität Basel

Moderation: Dr. Dragan Šljivić
Sprache: Deutsch

Biografien:

Lendita Musliji

Lendita Musliji wurde im Preševo-Tal im Süden Serbiens geboren und kam als Kind mit ihrer Familie – Teil der albanischen Minderheit – nach Deutschland. Aufgewachsen in München-Pasing, kennt sie die Herausforderungen von Migration, Integration und gesellschaftlicher Teilhabe aus eigener Erfahrung.  

Heute ist sie Diplom-Betriebswirtin und arbeitet als Leiterin im Bereich Finanzwesen und Controlling. Beruflich wie politisch verbindet sie wirtschaftliche Kompetenz mit sozialem Engagement – besonders an den Schnittstellen von Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftlicher Gerechtigkeit.  

Ihr Herzensthema ist eine nachhaltige, sozial gerechte Wirtschaftspolitik, die Umwelt und Menschen zusammen denkt. Sie setzt sich dafür ein, dass ökologische Transformation nicht auf dem Rücken der Schwächsten stattfindet, sondern allen zugutekommt. Besonders engagiert ist sie in Fragen der Chancengleichheit, Antidiskriminierung und für eine solidarische Gesellschaft ohne Ausgrenzung – unabhängig von Herkunft, Sprache oder sozialem Status.  

Als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen bringt sie ihre Perspektive und Erfahrung aktiv in die politische Arbeit ein: als Sprecherin der Arbeitskreise Migration & Flucht sowie Antifaschismus der Grünen München, als Schatzmeisterin der LAG Integration, Migration und Flucht auf Landesebene und als Initiatorin von „Grün goes Balkan“, einer Unterarbeitsgruppe, die Brücken baut zwischen politischen Debatten hier und den Realitäten dort.

English

Lendita Musliji was born in the Preševo Valley in southern Serbia and came to Germany as a child with her family, who are part of the Albanian minority. Growing up in Munich-Pasing, she knows from personal experience the challenges of migration, integration, and social participation.

Today, she holds a degree in Business Administration and works as a manager in finance and controlling. Both professionally and politically, she combines economic expertise with a strong commitment to social engagement—particularly at the intersection of environment, economy, and social justice.

Her core focus is a sustainable and socially just economic policy that considers both people and the planet. She advocates for an ecological transformation that does not come at the expense of the most vulnerable, but benefits everyone. She is particularly dedicated to issues of equal opportunity, anti-discrimination, and a solidary society free of exclusion—regardless of origin, language, or social status.

As a member of Alliance 90/The Greens, she actively contributes her perspective and experience to political work: as spokesperson of the Green Munich working groups on Migration & Refugees and Anti-Fascism, as treasurer of the state-level working group on Integration, Migration and Refugees, and as the founder of „Grün goes Balkan“, a sub-working group that builds bridges between political debates here and realities on the ground in the Balkans.

Prof. Dr. Vasileios Syros

Prof. Syros ist ein Wissenschaftler mit einem starken Fokus auf den vergleichenden Vergleich der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen christlichen, islamischen, jüdischen und indischen Traditionen des politischen und strategischen Denkens sowie der Staatskunst. Seine Zugehörigkeiten erstrecken sich über angesehene Institutionen, darunter das Centre for Military History and Conflict Studies am United Service Institution of India (USI), Südasiens ältester und führender tri-service Think Tank (gegründet 1870) für Forschung des strategischen Denkens und Militärgeschichte. Er ist außerdem lebenslanges Mitglied von Clare Hall an der Universität Cambridge und bekleidet gleichzeitig Positionen als Senior Research Fellow am Institute for European Global Studies der Universität Basel (Schweiz) sowie als Direktor des Early Modern Greek Culture Program am Medici Archive Project (Florenz, Italien). Darüber hinaus fungiert er als General Editor der Buchreihe Medieval and Early Modern Europe and the World (Brepols) sowie als Editor der Edinburgh Studies in Comparative Political Theory and Intellectual History (Edinburgh University Press).

Seine Arbeit ist eine Verbindung der Kulturen, eine Brücke zwischen antiker Weisheit und zeitgenössischem politischem Denken und Führung. Mit jedem Projekt bemüht er sich, die komplexen Stränge politischer Ideen in verschiedenen Zivilisationen zu entwirren und einen Dialog zu fördern, der sowohl reich an Geschichte als auch zukunftsorientiert ist.

English

Professor Syros is a scholar with a strong focus on the comparative study of medieval and early modern Christian, Islamic, Jewish, and Indian traditions of political and strategic thought, as well as statecraft. His affiliations span prestigious institutions, including the Centre for Military History and Conflict Studies at the United Service Institution of India (USI) – South Asia’s oldest and leading tri-service think tank (established in 1870) dedicated to research in strategic thinking and military history. He is also a life member of Clare Hall at the University of Cambridge and currently holds positions as a Senior Research Fellow at the Institute for European Global Studies at the University of Basel (Switzerland), and as Director of the Early Modern Greek Culture Program at the Medici Archive Project (Florence, Italy). In addition, he serves as General Editor of the book series Medieval and Early Modern Europe and the World (Brepols) and as Editor of Edinburgh Studies in Comparative Political Theory and Intellectual History (Edinburgh University Press).

His work bridges cultures, serving as a conduit between ancient wisdom and contemporary political thought and leadership. Through each of his projects, he seeks to untangle the complex threads of political ideas across civilizations and foster a dialogue that is both historically rich and forward-looking.