Balkantage 2021 – KISMET Symposium: Die Kultur der Erinnerungen

7. Juli 2021

Die Pflege der eigenen Erinnerungskultur gehört zu den wichtigsten zivilisatorischen Errungenschaften einer jeden ethnischen Gruppe. Die Aufgabe liegt darin die Erinnerungen der jüngeren, aber auch weit zurückliegenden Vergangenheit zu bewahren. Dies reicht von wesentlichen historischen Ereignissen, großen Entdeckungen und Erfolgen bis hin zu Kriegen und Zerstörungen, die auf diese Weise einen Platz in der Geschichte bekommen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die wissenschaftliche Forschung, die anhand von Daten und Fakten einen wichtigen Beitrag zu der Erinnerungsarbeit leistet.

Dieses wertvolle Kulturerbe spricht ein breites Publikum an – über Alt und Jung; von der Akademikerin bis hin zum Laien. Viele kommen zum ersten Mal in den Genuss, das Kulturerbe einer anderen ethnischen Gruppe kennenzulernen. Für uns Autor*innen ist der Glanz in den Augen des Publikums – besonders die strahlenden Gesichter der jungen Zuschauer*innen – die größte Belohnung.

Der Anspruch an eine tolerante Gesellschaft liegt darin, dass Staaten und Nationen, neben ihrer eigenen Erinnerungskultur auch das Kulturerbe ethnischer Minderheiten verschiedener Regionen pflegen. Mithilfe staatlicher Förderung wird Kulturschaffenden in Deutschland Raum gegeben, das kulturelle Erbe der Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in verschiedenen Ländern haben, vor ein breites Publikum zu führen. Erfolgsversprechend ist dabei die Zusammenarbeit von Menschen mit diversen Nationalitäten und ethnischen Hintergründen.

Das Symposium wird im Rahmen der diesjährigen Balkantage organisiert, die seit 14 Jahren ein fester Bestandteil der Kulturszene Münchens sind. Dabei handelt es sich um viel mehr als ein reines Kulturfestival. Es ist ein Friedensprojekt, das sich für Verständigung und Austausch zwischen den Ländern des Balkans einsetzt. Hilfe von Mensch zu Mensch e.V. hält als Veranstalter der Balkantage ein spannendes und abwechslungsreiches Programm für das „Kismet“-Symposium bereit. Dieses reicht von musikalischen Impulsen über selten gezeigte Dokumentarfilme bis hin zu Vorträgen von angesehenen Referent*innen.

Programm

Vorträge

  1. Dr. Elizer Papo
    Dozent am Institut für Hebräische Literatur der Ben Gurion Universität des Negev, Israel
    Thema: Merkmale und Entwicklung des kulturellen Erbes der jüdischen Sephardim
  2. Dr. Jozo Džambo
    ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Adalbert Stifter Verein, München
    Thema: Heimat Balkan. Die Wege und Hänge der sephardischen Länder
  3. Mensur Colaković
    Unabhängiger Dozent für Multimedia-Produktion, Medienstratege, Sarajevo
    Thema: Einleitende und abschließende Bemerkungen: Über Kismet Symposim – Kultur der Erinnerung
  4. Sonja Elazar
    Autorin des Buches „Aus dem Album der bosnischen Sephardim“, Sarajevo Thema: Porträt der Autorin und Rezension ihres einzigartigen Buches. Der Fokus liegt auf dem Alltag der bosnischen Sephardim

Musikalische Beiträge

  1. Yasmin Levy
    Performerin von sephardischen und ladinischen Liedern, Israel
  2. Aida Čorbadžić
    Primadonna der Oper von Sarajevo
  3. Aleksandar Saša Kabiljo
    Vokalinterpreter sephardischer Lieder und Singer-Songwriter, Sarajlija (lebt in Šibenik)

Dokumentarfilme

  1. Tarih – Laura Papo Bohoreta
    produziert von TV Sarajevo
    Thema: Porträt einer außergewöhnlichen Frau, einer sephardischen Jüdin aus Sarajevo (1891-1942) mit einer beeindruckenden Biografie. Sie war eine berühmte Feministin, Publizistin und Schriftstellerin, Dramatikerin und Übersetzerin. Sie zeichnete sich durch bedeutende Forschungen zum Leben sephardischer Frauen in Bosnien sowie durch den ständigen Kampf um die Verwirklichung der Frauenrechte in der Gesellschaft aus.
  2. Der Schlüssel Spaniens
    Ankica Petrovic
    Thema: Gezeigt im Rahmen des Vortrags von Dr. Jozo Džambo. Der im Jahr 2000 gedrehte Film zeigt die wichtigsten Teile des Lebens des (bis dahin) bosnisch-amerikanischen Interpreten und Singer-Songwriters Flory Jagoda, der in Sarajevo geboren wurde. (1923-2021) Sie interpretierte Gedichte in jüdisch-spanischer Sprache, der vergessenen, fast ausgestorbenen Sprache der bosnischen Sephardim. Diese außergewöhnliche Frau ist eine Kultfigur der ethnomusikalischen Szene Amerikas.
  3. Sprache gespeichert (Saved by Language)
    Bryan Kirschen, Susanna Zaraysky
    Thema: Dokumentation, die die Geschichte von Moris Albahari erzählt – einem sephardischen Juden, der in 1930 in Sarajevo geboren und aufgewachsen ist und Ladino (Judeo-Spanisch) sprach. Seine Muttersprache half ihm letztendlich, den Holocaust zu überleben. Mit elf Jahren floh er von einem Zug, der die jugoslawischen Jüdinnen und Juden zu den Konzentrationslagern brachte. Mithilfe seiner Ladino-Kenntnisse schaffte er es, mit einigen wichtigen Menschen zu kommunizieren, die ihn in Sicherheit brachte.

Leiterin und Moderatorin

Maja Miralem, Moderatorin und Herausgeberin von BHTV (öffentlich-rechtlicher Fernsehdienst BiH)